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Endometriose:


          schmerzvoll und unsichtbar





          Endometriose ist eine häufige, aber oft unerkannte Krankheit bei Frauen im gebärfähigen Alter.
          In der Schweiz sind rund 190 000 Frauen betroffen, das heisst etwa jede Zehnte. Der Kinderwunsch
          bleibt bei dieser Krankheit oft unerfüllt. Wir haben mit Sarah Gisler, einer ehemaligen Patientin
          der Spitäler Schaffhausen, über ihren persönlichen Krankheitsweg gesprochen.




          Antje Babbe

          Was ist Endometriose
          Trotz hoher Betroffenenzahlen wird Endometriose in der
          Öffentlichkeit wenig beachtet und bleibt häufig unerkannt.
          Von Endometriose spricht man, wenn Zellen der Gebär-
          mutterschleimhaut, dem Endometrium, in Bereiche ausser-
          halb der Gebärmutterhöhle gelangen und dort in Organe
          und Gewebe einwachsen. Beschwerden treten typischer-
          weise rund um die Menstruation auf. Zu den Symptomen
          zählen starke Unterleibsschmerzen vor und während der
          Menstruation. Dazu kommen dauerhafte Unterbauch- sowie
          Rückenschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
          oder auch erschwertes Wasserlassen, Energielosigkeit und
          Antriebsschwäche.


          Endometriose bleibt oft unerkannt, weil nur ein operativer
          Eingriff den Verdacht auf die Krankheit bestätigen kann.
          Auch verwechseln Betroffene Endometriose zunächst oft mit
          einer sehr starken und besonders schmerzvollen Periode.

          Eine jahrelange Odyssee
          Sarah Gisler hat einen langjährigen Leidensweg hinter sich.
          Im Alter von 27 Jahren wurde bei ihr Endometriose diagnos-
          tiziert. Ihr behandelnder Arzt sprach von einer operativen
          Entfernung der Gebärmutter und der Eileiter. Den Kinder-
          wunsch könne sie sich nicht erfüllen, so der Arzt. Für Frau  Symbolbild: Zu den Symptomen von Endometriose zählen starke Unterleibsschmerzen
                                                              vor und während der Menstruation, dauerhafte Unterbauch- sowie Rückenschmerzen,
          Gisler brach eine Welt zusammen. Nach eingehender Recher-
                                                              Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder auch erschwertes Wasserlassen, Energie-
          che und Auseinandersetzung mit der Krankheit entschied  losigkeit und Antriebsschwäche.
          sie sich gegen die Operation und für eine Hormontherapie.
          Diese Therapie schlug erfreulicherweise an, und Frau Gisler
          galt nach einem Jahr als geheilt. Daraufhin setzte sie die
          Hormone ab. Zu ihrem Schreck: Die Endometriose kam zurück.  Das fehlgeleitete Gewebe hatte den Dickdarm, die Blase,
                                                              beide Eileiter und einen Eierstock befallen und miteinander
          Nach einem Frauenarztwechsel und vielen Gesprächen mit  am Beckenboden verklebt.
          einer befreundeten Hebamme bekam sie schliesslich die
          Empfehlung, Dr. med. Markus Eberhard, Chefarzt der Frauen-  Ein Jahr später wurde eine zweite Operation durchgeführt,
          klinik am Kantonsspital Schaffhausen zu kontaktieren.  während der die befallenen Organe von dem Gewebe be-
          Bei ihm fühlte sie sich sofort gut aufgehoben und konnte  freit sowie die Eileiter und der befallene Eierstock entfernt
          schnell Vertrauen fassen.                           wurden. Dieser Eingriff bedeutete, dass die Patientin nur
                                                              mit einer künstlichen Befruchtung noch Kinder bekommen
          Die erste von Dr. Eberhard durchgeführte Operation zeigte,  kann. Sie brauchte mehrere Monate, um sich vollständig
          dass die gesundheitliche Situation akuter war als erwartet.  von dem Eingriff zu erholen.

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